Corona: Immunabwehr optimieren – was heißt das eigentlich?

Gerade ganzheitlich denkende Menschen fragen sich häufig: „Wie kann ich mein Immunsystem stärken?“

„Stärken“ allerdings ist nicht das richtige Wort. Es geht aber durchaus darum, sie zu optimieren: „Immunmodulation“ ist das Stichwort.

Unsere Zivilisationskrankheiten, die sich als ein Hauptrisikofaktor für schwere Covid-19-Verläufe herauskristallisiert haben, gehen alle miteinander einher mit stillen Entzündungen im Gewebe und mithin einem beeinträchtigten Immunsystem.

Wer hat ein gutes Immunsystem?

Senioren haben es meistens nicht. Bei ihnen sorgt ein natürliches Phänomen namens „Immunseneszenz“ („Abwehralterung“) dafür, dass sie sich schwerer tun, Krankheiten zu bekämpfen. Aber auch äußere Faktoren spielen eine Rolle. Durch den massiven Einsatz von Antibiotika (sogar Reserveantibiotika!!) in der Tiermast, verbreiten sich mit dem Billigfleisch auch resistente Keime in der Bevölkerung. Der Kontakt mit Antibiotika reduziert unsere natürliche Darmflora, die Teil unseres Immunsystems ist. Abwehrzellen und Darmmikrobiota arbeiten zusammen. Solange sie fit sind, geht es dem Menschen gut. Allerdings: So wie die Insekten in der Natur ist auch die Bakteriengesellschaft in unserem Darm immer mehr von Artensterben betroffen – mit tragischen Folgen für unser Immunsystem. Die Anfälligkeit für Infektionen steigt.

Wie kriegen wir unsere Mikrobiota fit?

Unsere Darmbakterien lieben Ballaststoffe! Vollkorngetreide und alles, was man daraus machen kann, Hülsenfrüchte, Gemüse, Nüsse und Saaten, Schwarzwurzeln, Chicorée und Pilze. Davon können sie sich gut ernähren. Auch fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kimchi, Kombucha, Kefir und Sauerkraut sorgen für freundliche Bewohner im Darm.

Je bunter unser Essen ist, desto vielfältiger wird auch unsere Bakterienflora. Zudem liefern natürliche Farbstoffe Antioxidantien, also Zellschutzmoleküle.

Intervallfasten: Mehr als nur ein Hype

Eine verlängerte Essenspause über Nacht (gerade unter dem Schlagwort „Intervallfasten“ sehr modern) hat nicht nur den großen Vorteil, dass der Körper eine Pause von der Insulinausschüttung hat (das Hormon, das zwar lebenswichtig für die Ernährung unserer Zellen ist, mit dessen Übermaß aber alle Stoffwechselprobleme beginnen).

Das regelmäßige Kurzfasten über Nacht (z.B. 16 Stunden, während in den 8 übrigen Stunden, z.B. zwischen der erstem Mahlzeit um 10:00 Uhr und der letzten um 18:00 Uhr normal gegessen wird) ermöglicht mehr Autophagie („Selbstaufessen“) – damit ist nichts anderes gemeint, als dass der Körper Großputz macht und angefallenen Zellmüll, auch Krankheitserreger, abbaut und ausscheidet.

Ketogene Kost? Zumindest ausreichend Eiweiß und Fette

Ob man gleich die Kohlenhydrate abschaffen muss, wage ich zu bezweifeln – aber für ein gutes Immunsystem braucht es  eine ausreichende Menge Aminosäuren, und die kann der Körper nicht alle selbst herstellen. Wir brauchen deshalb eine ausreichende Menge Protein in der Nahrung – das Minimum sind 0,7g pro Kilo Körpergewicht.

Auch „fettarm“ ist out. Die richtige Menge gesättigter, einfach und mehrfach ungesättigter Fettsäuren gehört dazu. Sie sorgt dafür, dass die Umhüllung unserer Zellen, auch der Nervenzellen, aufgebaut werden kann, dass unsere Gewebe geschmeidig bleiben, dass unsere Hormone in ausreichender Menge gebildet werden und dass wir gut denken können. Eine gesunde Ernährung enthält hochwertige, vor allem pflanzliche Fettsäuren ohne gehärtete Fette (man beachte hin und wieder die Zutatenliste von Fertigprodukten…!): Olivenöl, Walnussöl, Algenöl (1 TL am Tag, aus der Apotheke), natives Kokosöl, Leinöl. Wer darauf achtet, der kann auch mal ein Stück Schweinebauch oder eine Butterstulle genießen. Und die Omega-3-Kapseln kann man sich getrost sparen.

Kohlenhydrate: Vorsicht Angst!

Es gibt einen weiteren Grund, es mit einfachen Kohlenhydraten nicht zu übertreiben, gerade in Zeiten mit erhöhtem Stress: Auch ein Mangel an Vitamin B1 ist assoziiert mit Angstgefühlen. Dieser trifft v.a. Menschen, die häufig Alkohol trinken, Cassava essen (bei uns wohl eher selten), Brotesser und Pastajunkies, weil diese Nahrungsmittel bei der Verdauung viel Vitamin B1 verbrauchen. Dieselben psychischen Auswirkungen hat das Fehlen bestimmter Milchsäurebakterien im Darm!

Die Abwehr anregen durch Reize

Nach dem Duschen nochmal ein kalter Guss, von den Beinen und Armen in Richtung Körpermitte, ab und zu mal in die Sauna – unser Immunsystem wird trainiert durch alle Reize, die vom Gewohnten abweicht. Die Zellen bilden dann mehr Mitochondrien, sodass ihr Energiestoffwechsel besser läuft. Auch moderater Sport – Krafttraining und Ausdauer – bringt die Abwehr auf Trab. Wenn sie allerdings schon auf Hochtouren läuft, weil bereits ein Erreger sein Unwesen treibt, dann lässt man sie am Besten einfach in Ruhe ihre Arbeit tun – und schaltet einen Gang zurück.

Zur Ruhe kommen – keine Panik!

Angst ist ein Überlebensmechanismus – gut wenn er funktioniert. Wenn wir zu lange in Angst sind, wirkt sich das jedoch negativ auf unser Immunsystem aus. Stress erhöht das Hormon Cortisol und wenn das dauerhaft hoch ist, dann leidet darunter das Immunsystem, die Produktion von Antikörpern und es erhöht sich sogar die Wahrscheinlichkeit, dass man sich überhaupt mit irgendetwas infiziert! (Jeder der Cortison als Medikament nimmt, weiß es: es ist ein mächtiger Entzündungshemmer, aber gleichzeitig macht es anfällig für alles mögliche, was man nicht haben möchte…)

Deshalb ist auch die Angst vor dem Coronavirus für unsere körpereigene Abwehr alles andere als hilfreich. Vorsicht ist zweifelsohne angebracht – aber die lassen wir ja walten: Mundschutz, Social Distancing, häusliche Quarantäne bei Verdacht…

Es lohnt sich darüber hinaus, zu lernen, wie man mit Angst und Stress umgeht!! Langsam atmen, lange Spaziergänge, Fernseher aus, Meditation, Autogenes Training, die richtigen Akupressurpunkte und die Angst vor den eigenen Gefühlen überwinden. Sie gehen vorbei. Aber das wäre ein neues Thema.

Das alles bietet natürlich keine Sicherheit, sich nicht Corona oder irgendein anderes Virus einzufangen. Es ist aber ein großer Schritt, den Körper zu wappnen, um solchen Angreifern gelassener entgegen zu sehen.

In diesem Sinne: „Entspannen Sie sich und lassen Sie es sich gut schmecken!“