Die Milch macht’s … irgendwie doch nicht

Es ist noch gar nicht so lange her, da kamen ein paar „verrückte“ unter den Heilpraktikern und Ärzten auf die Idee, an einer Prämisse zu rütteln, die in der Ernährungslehre seit jeher so etwas wie ein Dogma war. Ständig steigende Zahlen von lactoseintoleranten Patienten, solchen mit Reizdarm und Milchallergien mußten früher oder später einmal dazu führen, dass die Geschichte von der „gesunden“ Milch in Frage gestellt wurde.

„Kann es sein“, fragte man plötzlich, „dass Milch für den menschlichen Körper gar keinen gesundheitlichen Nutzen hat? Dass sie vielleicht sogar schadet? Auch wenn man gar keine besondere Unverträglichkeit dagegen hat?“

Generationen von Kindern wurde erzählt, sie müßten morgens ihre Milch oder ihren Kakao trinken, damit sie „groß und stark“ werden und „stabile Knochen und Zähne“ bekommen.

Ich erinnere mich noch gut, dass ich nach dem kleinen Täßchen Kakao, was ich als Kindergartenkind morgens trinken mußte, regelmäßig ein flaues Gefühl im Magen hatte – was sich schlagartig änderte, als ich irgendwann am Morgen Tee mit Zitrone zu trinken bekam. Von Lactoseintoleranz hatte man in den frühen 80er Jahren noch nichts gehört.

Man verwarf die Idee erstmal als „nicht haltbar“ – zu logisch erschien der Gedanke, dass ein so calciumreiches Getränk wie Milch für die Versorgung des Körpers mit Calcium unabdingbar sei.

Dabei sei -einfach nur als Denkanstoß- angemerkt, dass keine Säugetierart über die ersten Wochen oder Monate hinaus Milch zu sich nimmt – und dass vor allem kein heranwachsendes Tier freiwillig die Milch einer anderen Art trinken würde. Zu unterschiedlich ist die molekulare Zusammensetzung. Pure Kuhmilch würde auch bei Menschenbabys auf Dauer die Nieren schädigen. Sie ist schließlich auch für Kälbchen gemacht.

Ein paar Mediziner haben jedoch dem Gedanken noch ein bißchen mehr Aufmerksamkeit gewidmet und Erstaunliches herausgefunden. Bekannt war bereits, dass Kakaopulver, das die Milch schmackhafter machen soll, wegen der enthaltenen Oxalsäure ihre guten Eigenschaften ziemlich zunichte macht.  Insofern ist auch die „Schokolade für die Extra-Portion Milch“ leider nur ein Werbegag.

Prof. Dr. Andreas Michalsen forscht an der Berliner Charité über Naturheilkunde. Er zieht, was die Milch und ihre Wirkung auf die Knochengesundheit betrifft, den einfachen Schluss: „Milch hat zwar viel Calcium, aber eben auch den säurebildenden Schwefel. So wird eher noch Calcium aus den Knochen gelöst. Man gibt also dem Körper einen Teil Calcium und zieht dafür 1,5 Teile raus. Sinnvoller sind tatsächlich 2-3 Gläser bicarbonatreiches Mineralwasser pro Tag.“ Wer hätte das noch vor fünf Jahren für möglich gehalten?

Und dazu viel in die Sonne gehen, damit das Calcium im Darm auch gut aufgenommen und in die Knochen eingebaut werden kann. Wer das nicht schafft, greift vielleicht tatsächlich mal zu einer Tablette mit Vitamin-D3 und Vitamin K, die dasselbe bewirkt. Das ist im Winter ohnehin für die meisten der einzige Weg, ihre Vitamin-D- und damit ihre Calciumversorgung sicherzustellen. Denn dieses Ziel bleibt – mit oder ohne Milch.