Corona-Impfung: Springen wir?

Was würdest du tun, wenn dir jemand eine Million bietet dafür, dass du ohne Fallschirm aus einem Flugzeug springst?

Die meisten würden sagen: Ich bin doch nicht verrückt! Und was nützt mir eine Million, wenn ich tot bin? Ok, Thema erledigt. Du fragst nicht weiter nach. Du springst also nicht und verzichtest auf die Million. Wäre ja auch Wahnsinn, das überhaupt in Erwägung zu ziehen! Oder?

Später erfährst du von jemandem, dass das Flugzeug, aus dem du hättest springen sollen, auf dem Boden steht. Du hattest natürlich angenommen, dass du aus dem fliegenden Flugzeug springen solltest – obwohl das keiner gesagt hat. Du ärgerst dich. 3-4 Meter – das hätte man schon mal riskieren können, für eine Million Euro. Hättest du diese Information nur vorher gehabt!

Ungefähr so kommt mir auch die Sache mit der Impfung vor – und deshalb schreibe ich hier mal zum mRNA-Impfstoff von BionTech/Pfizer.

Für eine gute Entscheidung braucht es möglichst alle relevanten Informationen

Das ist schwierig, wenn die Geschichte Reizwörter beinhaltet, die dazu führen, dass jemand „dicht macht“. Viele hören „mRNA“ und irgendwas von „Bauplan“, wissen, dass das „irgendwas mit Zelle“ zu tun hat und dass in Zellen auch das Erbgut steckt. Das reicht manchen, um nach Bauchgefühl zu entscheiden, dass ihnen das suspekt ist und dass sich doch lieber die anderen impfen lassen sollen. Kann man machen. Das ist ein freies Land!

Es gab schon zuviel Angst während dieser Pandemie – auch aus Kalkül

Deshalb möchte ich hier ein paar Zusammenhänge erklären, die vielleicht manche Gefahren, die hier beschworen werden etwas relativieren – ohne zu verschweigen, dass es gewisse Unsicherheiten gibt. Um im Bild zu bleiben: Ob du den Sprung wagst oder nicht, solltest du erst entscheiden, wenn du weißt, aus welcher Höhe du springen sollst.  

Ich habe mich deshalb gefragt: Welche Informationen brauchst du, um eine Entscheidung treffen zu können, die faktenbasiert ist und nicht angstgesteuert?

Ich versuche, den Fake-News und der Skandalisierungsmaschinerie, die in den alternativen Medien schon wieder angelaufen ist, ein paar Fakten entgegenzusetzen. Aber auch ich kann keine Langzeiterfahrungen mit diesen Impfstoffen aus dem Ärmel schütteln und behaupten, dass sie absolut sicher sind. Ganz einfach, weil es keine Langzeiterfahrungen gibt. Der Impfstoff ist ziemlich neu. Punkt.

Optimale Forschungsbedingungen und schneller Herstellungsprozess

Allerdings: Es wird schon seit Anfang des Jahrtausends an Botenstoff-RNA und Impfungen geforscht, insofern ist das, was wir da jetzt in den kleinen Fläschchen haben, nicht das Ergebnis von blindem Aktivismus unter Pandemiebedingungen, sondern von zwei Jahrzehnten Forschung, zuletzt unter Spitzenbedingungen. Natürlich war ein gewisser Druck da, schnell einen Impfstoff zu finden. Aber auch ein gutes Fundament. Während normalerweise in einer Pharmafirma an vielen Medikamenten gleichzeitig geforscht wird, wurde jetzt dem Impfstoff absolute Priorität eingeräumt – und Staaten steckten immense Gelder in diese Entwicklung um den Forschenden möglichst gute Bedingungen zu schaffen. Teilweise warfen Firmen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in einen Topf, um gemeinsam schneller ans Ziel zu kommen.

Auch ein Grippeimpfstoff wird nicht fünf Jahre lang getestet – sonst wäre die Grippewelle vorbei, und die drei folgenden auch. Bei schnell mutierenden Viren wäre das gar nicht möglich. Es wird im Jahr vorher abgeschätzt, welche Oberflächenmerkmale das Grippevirus des Jahres mit hoher Wahrscheinlichkeit haben wird – und demnach wird der Impfstoff fertiggemacht und produziert. Je nachdem, wie gut man getroffen hat, ist die Grippeimpfung unterschiedlich gut wirksam.

Der Impfstoff verändert nicht das Erbgut. NEIN, WIRKLICH NICHT!

Stell dir eine Zelle vor: Du hast eine Zellmembran drumherum und einen Zellkern innendrin, der wieder von einer Membran umgeben ist. In diesem Zellkern liegt die DNA, aufgerollt zu Chromosomen. Das ist unser ganz persönlicher Bauplan, der alle Informationen über uns als Mensch enthält. DNA kann sich durch sehr viele Faktoren verändern, z.B. durch Strahlung (Sonne, Röntgen), spontane Mutation, Viren… – auch unser Lebensstil beeinflusst die DNA insofern, dass z.B. durch die Art, wie wir uns ernähren oder ob wir Rauchen und Alkohol trinken, bestimmte Gene aktiviert oder inaktiviert werden.

Das Prinzip mRNA-Impfung

Während es zum Geschäftsmodell eines anständigen Virus gehört, deine Zelle zu kapern um darin sein eigenes Erbgut (je nach Virus in Form von DNA, RNA oder beides) zu vermehren, tut die mRNA-Impfung genau das nicht. Die Reaktion, die durch die Impfung eintritt, findet nicht im Zellkern statt, sondern außerhalb, an den sog. Ribosomen. Das sind Zellorganellen, die Proteine (Eiweissmoleküle) bauen, z.B. für’s Immunsystem. Die mRNA aus der Impfung liefert einfach nur den Bauplan für einen winzigen Bruchteil des Virus, das sog. Spike-Protein, mit dem das SARS-Cov2-Virus, wenn es in den Körper eindringt, sich Zugang zur Zelle verschaffen würde. Dieser Bauplan schwimmt an das Ribosom heran, wird ausgelesen und das Ribosom weiß, was es zu tun hat: Proteine zu bauen, mit denen Immunzellen bestückt werden können. Sie liegen darauf wie auf einem Präsentierteller. Das sehen dann wiederum andere Immunzellen und bauen schon mal präventiv Antikörper dafür. Wenn das passiert ist, hat die Impfung funktioniert. Die mRNA aus der Impfung ist zu dem Zeitpunkt schon längst biologisch abgebaut, der Bauplan sozusagen zerrissen und verbrannt. Wenn nun wirklich mal Corona-Viren in den Körper eindringen, dann ist das Immunsystem schon vorbereitet. Die Antikörper schwimmen sofort herbei und machen die Viren platt, im Idealfall, bevor wir daran erkranken können.

Welche Gefahren sind realistisch und welche nicht?

Hier ist wichtig, zunächst zwei Begriffe zu unterscheiden, die oft verwechselt werden. LANGZEITschäden sind Schäden, die direkt infolge eines Ereignisses (OP, Medikamenteneinnahme, Impfung, Virusinfektion) eintreten und längere Zeit oder sogar für immer anhalten. So etwas hat es auch vereinzelt bei Impfungen gegeben, z.B. ein häufigeres Auftreten von Narkolepsie nach der Schweinegrippe-Impfung.

SPÄTschäden sind Schäden, die irgendwann nach einem Ereignis eintreten und wo nicht immer klar ist, ob ein Zusammenhang besteht, z.B. das Auftreten von Multipler Sklerose nach einer Infektion mit Epstein-Barr-Viren, Lungenkrebs nach Asbest-Exposition, Post-Polio-Syndrom Jahrzehnte nach einer ausgestandenen Polio-Erkrankung. Diese sind bei Impfungen extrem selten, sehr viel seltener als bei der Erkrankung an dem Virus.

Es gibt keinen Hinweis, dass die Impfung gegen Covid-19 unfruchtbar macht!

Anderslautende Aussagen sind Fake-News! Sie stützen sich auf die Überlegung, dass es aufgrund einer Ähnlichkeit der mRNA aus dem Impfstoff und dem Protein Syncytin-1, dass es braucht, um eine Plazenta aufzubauen zu einer Autoimmunreaktion kommen könnte, sodass eben das nicht mehr funktioniert. Allerdings: Von der ganzen Kette haben nur 4 Aminosäuren die gleiche Abfolge! Alles andere ist ganz unterschiedlich aufgebaut. Damit es im Körper wirklich zu einer Verwechslung und infolgedessen zu einer Autoimmunreaktion kommt, braucht es mindestens 50-60 gleiche Aminosäuren! Es handelt sich hierbei also um Panikmache. Im Übrigen wäre das umso mehr ein Grund, Männer und ältere Frauen zu impfen, damit Frauen im gebärfähigen Alter möglichst schnell durch Herdenimmunität geschützt sind!

Die mRNA-Impfung enthält keine Viren!

Anders als bei alten Impfungen, bei denen noch lebende Viren verwendet wurden, bzw. später auch abgetötete oder abgeschwächte Viren, kommt bei der mRNA-Impfung das Virus selbst überhaupt nicht in unseren Körper, nur der Bauplan des Spike-Proteins, also für ein winziges Bruchstück des Virus. Der Körper behält das im Gedächtnis. Sollten mal SARS-Cov-2-Viren „an die Tür klopfen“ erinnert er sich und die ungebetenen Gäste bleiben draußen. Man könnte es damit vergleichen, dass eine Ehefrau an einem in ihrer Wohnung herumliegenden Schal erkennt, dass ihr Mann Besuch von seiner Sekretärin hatte.  

Die mRNA-Impfung führt allerhöchstwahrscheinlich auch nicht zu einer Gesichtslähmung

In den letzten Tagen ging eine Meldung durch die Presse, dass es in der klinischen Studie zu einer Form Gesichtslähmungen (sog. periphere Fazialisparese) gekommen sei. Das ist richtig. Es gab insgesamt vier Fälle, einer 37 Tage nach der ersten Dosis, jeweils 1 Fall 3, 9 und 48 Tage nach der zweiten Dosis. Getestet wurde allerdings an 20.000 Teilnehmern, von denen die Hälfte den Impfstoff erhielt und die andere Hälfte ein Placebo. Eine solche Gesichtslähmung (die sich übrigens fast immer zurückbildet) kann jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen auftreten und kommt mit einer Inzidenz von ungefähr 20-25 pro 100 000 Personen auch in der Normalbevölkerung vor – ganz ohne Impfung. Es handelt sich also wahrscheinlich um eine Korrelation und keine Kausalität.

Kurze Zutatenliste

Adjuvantien sind Stoffe, die Impfstoffen zugesetzt werden, damit das Immunsystem besser darauf anspringt. Manche Menschen lehnen Impfungen ab, weil sie eben diese Adjuvantien nicht im Körper haben möchten. Auch wenn die Dosis dieser Hilfsstoffe sehr gering ist, ist das prinzipiell ja verständlich. So konnten Totimpfstoffe Spuren von Formaldehyd enthalten, weil man das bei der Impfstoffproduktion braucht, um die aktiven Viren abzutöten. Quecksilber wird ohnehin nicht mehr verwendet und Aluminiumsalze sind nach wie vor gängig.

Zwar kommt auch Biontech nicht völlig ohne Hilfsstoffe aus, doch all diese „herkömmlichen“ Adjuvantien werden bei einem mRNA-Impfstoff nicht mehr benötigt. Um die mRNA in die Zelle zu bekommen, werden zwei Fettmoleküle (Colfoscerilstearat und ALC-3015) verwendet und das nichtionische Tensid ALC-0159, damit der Impfstoff sich gut in der Lösung verteilt. Das ist ein Polyethylenglykol. Diese Stoffe sind zwar keine Lebensmittel, aber sie kommen täglich auf unterschiedlichen Wegen in den Körper, v.a. als Bestandteile von Kosmetika oder Abführmitteln, also über Haut und Schleimhäute. Dazu ein bißchen Cholesterin, ein paar Kalium- und Natriumsalze und etwas Haushaltszucker.   

Schnellerer Herstellungsprozess

Anders als bei der Produktion von anderen Impfstoffen muss beim mRNA-Vakzin im Labor nicht mehr mit den Viren selbst gearbeitet werden. Das Protein, das der wirksame Bestandteil des Impfstoffes ist, kann schnell und standardisiert im Labor vermehrt werden.

Impfwirkungen

Es kann sein, dass die Impfwirkung (nicht im Sinne von „Nebenwirkungen“, sondern die Reaktion, die zeigt, dass das Immunsystem wie gewünscht auf den Impfstoff anspringt), etwas heftiger ausfällt, als bei anderen Impfungen. Neben Schmerzen an der Einstichstelle kann es vorübergehend zu Unwohlsein, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Fieber kommen. Diese Wirkungen sind bei gesunden Senioren seltener, bzw. weniger ausgeprägt als bei Jüngeren.

Wer sollte sich nicht impfen lassen?

Allergikern, die bereits einen anaphylaktischen Schock hatten, wird momentan von der Impfung abgeraten, da der Impfstoff – wie andere Medikamente auch – allergische Reaktionen auslösen kann. Deshalb bleibt der Geimpfte nach der Spritze noch 15 Minuten unter Beobachtung. Besondere Vorsicht gilt auch für Patienten mit gestörter Blutgerinnung und – aufgrund noch fehlender Daten – für Schwangere/Stillende. Diesen wird i.d.R. momentan auch von der Impfung abgeraten.

Personen, bei denen das Immunsystem gerade anderweitig beschäftigt ist, z.B. durch einen grippalen Infekt, sollten ihren Impftermin verschieben.

FAZIT:

Niemand – und ich schon gar nicht – kann Dir deine persönliche Impfentscheidung abnehmen. Diese fällt dir möglicherweise nicht leicht. Ein Achtzigjähriger mit Vorerkrankungen wird für sich vielleicht einen höheren Nutzen sehen und sich vielleicht anders entscheiden, als ein gesunder Dreißigjähriger. Allerdings sollte auch ein Achtzigjähriger nicht mit einem „Fußball im Bauch“ zur Impfung gehen, nur weil er vor Corona doch noch mehr Angst hat als vor der Impfung.

Es mag für Einzelne auch gute Gründe geben, sich gegen eine Impfung zu entscheiden. Ich hoffe aber, mit dieser Zusammenfassung ein bißchen dazu beigetragen zu haben, dass das dann infolge einer individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung geschieht und nicht wegen diffuser Angst und einem miesen Bauchgefühl.

Jedes Medikament wird irgendwann zum allerersten Mal an Menschen getestet. Diese Phase haben wir in diesem Fall schon hinter uns. Trotzdem sind noch viele Fragen offen, die uns nur die Zeit beantworten kann. Dazu gehört auch die Frage, wie lange die Immunität anhält und ob es vielleicht sogar zu einer sterilen Immunität kommt, d.h. dass ein Geimpfter nicht nur selbst geschützt ist, sondern das Virus auch nicht mehr übertragen kann. Das bleibt abzuwarten.

Ich würde mir wünschen, dass viele sich für eine Impfung entscheiden. Ich gehe davon aus, dass eine Mehrheit der Bevölkerung sich inzwischen wieder sehr nach ihrem normalen Alltag sehnt, nach Zusammensein mit Freunden und Familie, ohne Masken und ohne blödes Gefühl, nach Umarmungen. Es mag sogar Kinder geben, die sich inzwischen darauf freuen, wieder in die Schule zu gehen. Für mich persönlich ist klar: Alledem will ich nicht im Weg stehen. 😉 Wer springt mit?