PCR-Tests: falsch-positiv, asymptomatisch, infektiös?
Eigentlich dachte ich ja, ich hätte genug zum Thema „Corona“ gebloggt. Es hört aber nicht auf. Das Wissen wächst, Einsichten wachsen, Menschen und Institutionen lernen (hin und wieder sogar Politiker…) – aber auch Falschbehauptungen halten sich hartnäckig.
Eine, die mir immer wieder aufs Neue begegnet, (und ich würde das nicht schreiben, wenn ich diese Woche nicht wieder drei Artikel zu dem Thema bekommen hätte): „Die falsch-positiv-Rate des PCR-Tests auf SARS-Cov-2 liegt bei 0,5-2%.“ Die Zahlen variieren, je nach Autor, es ist ja auch einfach eine Schätzung ins Blaue hinein. Dass es klare Beweise für das Gegenteil gibt, hindert viele nicht, es gebetsmühlenartig zu wiederholen, tausendfach zu teilen und damit bei sehr vielen Menschen eine Assoziationskette in Gang zu setzen, an deren Ende völlig irrationale Ängste stehen. Wer erstmal glaubt, dass diese Tests massenhaft eingesetzt werden, nur um optisch die Infektionszahlen hochzutreiben, für den wird Corona plötzlich zur „Plandemie“, hinter der düstere, verborgene Motive stehen, der wittert vielleicht bald die große Verschwörung der Politik und sonstiger Eliten gegen das Volk, den tiefen Staat und und und…
Und das nur, weil irgendein … (setzen Sie hier das für Sie persönlich passende Wort ein, wie auch immer Sie diese Youtuber-Clique von selbsternannten Experten nennen möchte), falsche Zahlen in die Welt setzt, obwohl längst zigfach das Gegenteil bewiesen ist.
Jemand, der gerade seine anfängliche, konkrete Angst vor dem Virus besänftigt hatte, wird eingeladen, noch ganz andere, viel weniger beherrschbare, diffusere Ängste zu entwickeln. Wenn das auf breiter Front befördert wird, dann erschüttert das nicht nur das Grundvertrauen einzelner Menschen, sondern kann eine ganze Gesellschaft destabilisieren.
Ein Problem ist dabei auch, dass Begriffe falsch benutzt und falsch verstanden werden:
Was bedeutet eigentlich „falsch-positiv“?
„Falsch-positiv“ bezieht sich auf den Teil der Fehlerquote eines Tests, der auf mangelnder Spezifität beruht, d.h. der Test findet irgendwas, hält es für ein Bruchstück der SARS-Cov-2-DNA (obwohl es das nicht ist) und zeigt nach entsprechenden Verdopplungszyklen ein positives Ergebnis an. Jemand, der ein falsch-positives Testergebnis hat, ist entweder nicht mit SARS-Cov-2 infiziert, oder er hat sich gerade eben infiziert und hat noch eine so geringe Viruslast, dass das Virus gar nicht nachgewiesen werden konnte, der Test aber – aufgrund der Fehlerquote – trotzdem positiv anzeigt. In beiden Fällen ist derjenige, der falsch-positiv getestet wurde, in dem Moment nicht infektiös.
Was bedeutet „falsch-positiv“ nicht?
Eine Person, die keine Symptome hat, aber ein positives Testergebnis bekommt, ist nicht falsch-positiv. Sie ist „gesund“, aber infiziert. Das positive Testergebnis liegt in diesem Fall also nicht an der Unzuverlässigkeit des Tests, sondern das Virus ist – anders als im obigen Fall – tatsächlich da, nachweisbar. Entweder ist also diese Person vor dem Auftreten der ersten Symptome getestet worden (präsymptomatisch), oder aber sie hat so ein gutes/passendes Immunsystem, dass sie davon nicht krank geworden ist. Das kommt besonders häufig bei Kindern vor, aber auch bei Erwachsenen. Eine Person die positiv getestet wurde, ist nicht mit absoluter Sicherheit infektiös (das hat auch keiner behauptet), aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit. Wer asymptomatisch oder präsymptomatisch ist, kann – unabhängig von seinem eigenen, ausgezeichneten Befinden – andere mit etwas weniger Immunkompetenz anstecken, ohne dies zu bemerken. Die meisten Menschen werden inzwischen auch solche Fälle aus ihrem Umfeld kennen.
Missverständnis: Mehrere Ziel-Gene und die Wahrscheinlichkeit für ein falsch-positives Ergebnis
„Wenn ich nur nach genug Bruchstücken suche, dann ist es doch klar, dass irgendeins davon anzeigt und der Test dann positiv ist.“ – Das behauptete vor kurzem eine Dame, mit der ich mich länger unterhielt. Klingt ja logisch, aber es handelt sich dabei um ein Missverständnis. Tatsächlich verlassen sich heutige PCR-Tests nicht mehr nur auf ein Zielgen, sondern auf zwei oder mehr. Das Entscheidende ist, dass die Zielgene, nach denen der PCR-Test sucht, einzeln validiert werden. Ist von zweien eines positiv und eines negativ, dann wird eben nicht das Ergebnis positiv ausgewiesen, sondern es wird zweimal nachgetestet, um sicherzugehen, dass es nicht am Test liegt. Damit wird das Risiko für ein falsch-positives Testergebnis also gerade nicht erhöht, sondern massiv gesenkt! In der Tat gab es vor etwa zwei Monaten in einem Labor in Süddeutschland eine ganze Reihe falsch-positiver Tests. Sie sind durch dieses Verfahren sofort aufgefallen und wurden richtig nachgetestet, sodass höchstwahrscheinlich keiner aufgrund eines Irrtums 14 Tage in Quarantäne musste.
Woher weiß man, dass das stimmt?
Einen Beleg, wie exakt PCR-Tests arbeiten, liefern Länder, die sehr niedrige Infektionsraten hatten, wo aber dennoch sehr viel getestet wurde. Das war z.B. der Fall in Neuseeland und Australien. Wenn das mit den 1% falsch-positiven Tests stimmen würde, dann hätte jeder 100. Test ein positives Ergebnis zeigen müssen, ohne dass irgendjemand infiziert war. Das wären bei den durchschnittlich 25.000 Tests pro Tag also mindestens 250 positive Ergebnisse – allein aufgrund der angenommenen Fehlerquote. Allerdings lag die Positivrate nicht einmal in der Nähe dieser Größenordnung, eher bei 1/10 davon, was eine falsch-positiv-Rate von maximal 1/1000 nahelegt – eher weniger, denn es gab vereinzelt „echt Positive“ Infektionsfälle.
„Oh sorry! Ich dachte als Heilpraktikerin wärst du dafür offen!“
Den Satz höre ich nach solchen Diskussionen immer wieder. Leider. Denn eigentlich zeigt er, dass die, die den Heilpraktikerberuf diskreditieren, ganze Arbeit geleistet haben. Ja – ich bin offen dafür, mich umfänglich zu informieren, mir selbst die Standpunkte solcher virologischer „Koryphäen“ wie Wodarg und Co. anzuhören, aber ich kann doch nicht einer Falschbehauptung zustimmen, nur weil sie das Gegenteil von „Mainstream“ ist! Dass Menschen von mir erwarten, dass ich nur aufgrund meiner Berufsbezeichnung bestimmte Positionen vertreten müsse, die keiner Überprüfung standhalten, nur weil sie der Schulmedizin oder der gängigen gesellschaftlichen oder politischen Meinung widersprechen, finde ich – vorsichtig ausgedrückt – fragwürdig.
Gerade weil die körperliche und seelische Gesundheit unserer Patienten unser täglich Brot sind, haben wir als Heilpraktiker doch eine besondere Verantwortung, Dinge zu hinterfragen und unsere Quellen auf Verlässlichkeit zu prüfen. Wenn jemand von mir falsch beraten worden wäre, wäre es ein schwacher Trost, wenn ich ihm hinterher sagen würde: „Tut mir leid, das stand so im Internet und es hat sich für mich so richtig angefühlt!“
Auf dem Weg in die Zensur? Oder Wahrung des Friedens?
Längst haben Youtube und Co. angefangen, Videos mit eindeutigen Falschinformationen zu löschen, was Verschwörungsgläubige natürlich zutiefst empört. Man wähnt sich diffamiert, nur weil es Leute gibt, die den Schwindel (oder: den unkorrigierten Irrtum) erkannt haben und sich erdreisten, das auch noch zu sagen. Die Reaktion: Man droht mit Klagen gegen Faktenchecker! Und so jemandem soll ich glauben, er stehe für Meinungsfreiheit?
Für diejenigen ist die Löschung eines Youtube-Clips ein weiterer Beleg dafür, dass „die Wahrheit“ unterdrückt wird – und mit dieser Opferhaltung im Kostüm eines Helden werden sie von der Anhängerschaft in den Kommentaren gefeiert, für ihren gigantischen Mut, die „Wahrheit“ auszusprechen in Zeiten der Demokratie.
Desinformation ist ein Mittel psychologischer Kriegsführung. Wer an Falschbehauptungen festhält, obwohl eindeutige Gegenbeweise vorliegen, weiter die Angst von Menschen schürt um sie für die eigenen Ziele zu benutzen, der braucht sich nicht wundern, wenn irgendwann auch mal die Gegenseite zu den „Waffen“ greift – will heißen: den Löschknopf betätigt.
Und so bewegen wir uns schrittweise weiter in die Richtung, die doch angeblich keiner haben will: hin zu Zensur und Einschränkung der freien Meinungsäußerung. Aber vielleicht gibt es ja Gruppen, die im Verborgenen darauf hinarbeiten? Vielleicht könnten diejenigen, die gerade besonders laut das Hohelied der Freiheit singen, auch mal von der Verantwortung sprechen, die damit einhergeht?
Klar kann jetzt jeder einfach sagen: „Das sind doch falsche Zahlen, das stimmt doch alles gar nicht.“ Und weil wir eine Demokratie sind (ja, ehrlich! Keine ganz perfekte, aber eine Demokratie!), darf jeder weiterverbreiten, was er will, relativ unabhängig vom Wahrheitsgehalt. Jeder hat das Recht, sich zu gefallen in der Annahme, zum erlauchten Kreis derer zu gehören, die das ganze Spiel durchschauen. Nur: Bisher hat der Corona-Protest in all seinen Schattierungen den Freiheits- und Bürgerrechten in diesem Land mehr geschadet als genutzt. Wer das wohl wollte? Besonders bedauerlich ist das aufgrund der Aspekte, die wirklich kritikwürdig wären und die in einem Meer von Desinformation untergegangen sind.
„Lasst euch nicht spalten!“ war schon immer der beste Rat für Bürger, denen ihre Freiheit und ihr Frieden lieb waren. Spaltung wird aber nicht verhindert, in dem man eine Ladung toleranten Zuckerguss über eine Schüssel voller Lügen kippt. Gerade die, denen wirklich an Meinungsfreiheit gelegen ist, müssen Lügen auch als solche brandmarken, wenn sie nicht zur Grundlage der gefühlten Realität von immer noch mehr Menschen werden sollen.
Besuchen Sie doch mal wieder alte Freunde in deren „Filterblase“ und laden Sie sie in ihre eigene ein. Tauschen Sie Informationen, Wissen und Meinungen aus, bereichern Sie sich gegenseitig damit, kommen Sie einander näher, auch mit Abstand, und denken Sie geradeaus oder um die Ecke, aber vor allem: denken Sie klar, statt quer!