Wer Tofu isst, zerstört den Regenwald – oder??
Spätestens mit der steigenden Anzahl Veggies ist die Sojabohne auch in Deutschland angekommen – ein beliebter Proteinlieferant mit vielen essentiellen Aminosäuren, Eisen und Kalzium, der ist mit einer ungeheuren Vielfalt an Produkten in unsere Läden geschafft hat: Edamame Bohnen, Tempeh, Tofu, sogar als Sojaschnitzel und veganes Würstchen. Trotzdem gibt es Aspekte, die immer wieder ein wenig Magengrummeln und Unklarheit verursachen.
Soja? Das ist doch DIE genmanipulierte Pflanze schlechthin…!
Stimmt. Teilweise. Neben Mais und Raps ist Soja tatsächlich die Pflanze, die am häufigsten gentechnisch verändert wird und man schätzt, dass weltweit 80% der Sojaernte von gentechnisch veränderten Pflanzen stammt. Inzwischen wird Soja allerdings auch in der EU angebaut und ist dann per Gesetz gentechnikfrei!
Kein Problem also für die 80% der Deutschen, die Umfragen zufolge keine Gentechnik auf dem Acker und im Essen haben wollen.
Genmanipuliertes Soja kann dennoch indirekt auf unseren Tellern landen – in Form von Fleisch, Milchprodukten oder Eiern. Soja als Futtermittel ist nämlich nicht kennzeichnungspflichtig und wird deshalb – schon als Kostengründen sehr gerne verfüttert.
„Du ißt Tofu??? Schande über Dich!“
Der Satz wurde mir vor fast 20 Jahren auf einer Party an den Kopf gehauen, als es unglücklicherweise zu einem Gespräch über Ernährungsgewohnheiten gekommen war. Ich stand ein wenig da wie vom Donner gerührt – über ethische Aspekte des Essens und Tiermast hatte ich mir damals noch keinerlei Gedanken gemacht.
„Weißt du nicht, wieviele Quadratkilometer Regenwald für den Sojaanbau abgeholzt werden? Die grüne Lunge unserer Erde wird zerstört!“ Sprach’s und biss in ihr Hackbällchen… Ja, dass Tofu aus Soja gemacht wird, hatte ich schon mal gehört. Aber das mit den Regenwaldflächen… ich war ehrlich betroffen.
Irgendwann stieß ich auf eine Studie, in der zu lesen war, was mit der Sojaernte gemacht wird. Nur etwa 2% des Sojaschrots werden von Menschen direkt verzehrt, alles andere geht in die Tierfütterung.
Ja, es stimmt. Der weltweite Sojaanbau in Monokulturen ist eines von vielen, großen Umweltproblemen. Doch das liegt nicht an diesen 2% Soja, die als Tofuwürfelchen über dem Salat oder als Würstchen auf dem Grill landen. Wirksamer wäre es, wenn viele Menschen sich von dem Gedanken verabschieden würden, dass es ein Menschenrecht sei, billiges Fleisch zu essen oder dass es umweltbewusst sei, das Auto mit Biodiesel zu betanken, dem vielerorts auch Sojaöl zugemischt wird.
Dann könnte man den Flächenverbrauch wirklich drastisch reduzieren und Tieren Lebensräume zurückgeben, die schon in die Städte kommen, weil sie nicht mehr wissen, wo sie noch Rückzugsmöglichkeiten und Futter finden können.
Fazit:
- Wer also genmanipuliertes Soja für sich ausschließen möchte, der muss nicht auf Sojaprodukte verzichten, sondern auf konventionell hergestellte tierische Produkte.Für wen das nicht infrage kommt, der muss auch keine Angst vor dem genmanipulierten Sojaschnitzel haben. Die negativen Folgen werden wir vermutlich viel weniger an unserer Gesundheit spüren, als an den Schäden unserer wertvollen Böden – und am Hunger, der langfristig dadurch entsteht.
- Nein, wer Tofu isst, zerstört nicht den Regenwald. Wer aber gern „regional und saisonal“ einkaufen möchte, der findet zusätzlich zu Soja aus Deutschland und Österreich auch viele tolle Produkte aus heimischen Pflanzen, z.B. Lupinen, die ebenfalls gute Eiweisslieferanten sind.