Corona – Ein Kampf um unsere Köpfe

Dieser Blog ist bei mir ein wenig in Vergessenheit geraten. Allerdings gibt es nun einen guten Grund, hier mal wieder aktiver zu werden.

Viele, die ich aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen kenne, mailen mir gerade Links zu Youtube-Videos, haben Fragen, wollen meine Einschätzung wissen. „Was hältst du denn davon?“ – „Guck mal, das ist interessant!“ – „Ja DAVON erfährt man in den Mainstream-Medien nichts!“

Wohlgemerkt: ich bin Ökotrophologin, keine Virologin. Allerdings möchte ich solche Dinge, wenn sie schon an mich herangetragen werden, nicht so stehen lassen und versuche, sie zu beantworten. Vieles wiederholt sich – deshalb „once and for all“ hier im Blog.

Suche nach Erklärungen…

Das Coronavirus führt zu einer Diskrepanz zwischen dem Weltbild, das wir gewohnt waren und der Realität, die wir gerade erleben. Die persönliche Freiheit ist eingeschränkt, ein Virus bedroht uns (mehr oder weniger), führt vielfach zu Todesfällen, wir legen die Wirtschaft teilweise lahm, schließen KiTas, Schulen und Universitäten um Schlimmeres zu verhindern und fahren auf Sicht, weil wir elementare Dinge über das Virus noch nicht genau wissen (können). Wir kennen die Übertragungswege und -wahrscheinlichkeiten nur ungefähr, haben nur Vermutungen über die Inkubationszeit.

Angesichts solch rasanter Veränderungen unseres täglichen Lebens ist es menschlich, nach allen nur möglichen Erklärungen zu suchen um die Lücke zwischen sicher geglaubtem Lebenshintergrund und der Realität zu schließen. So ist es kein Wunder, dass teilweise wilde Theorien ins Kraut schießen – vor allem, wenn sie von Menschen dargeboten werden, die glaubhaft darlegen, im Besitz von Insiderwissen zu sein.

Was der Hang zu Verschwörungstheorien möglicherweise mit unserer Herkunft und unseren bisherigen Erfahrungen zu tun hat, dazu hat Dunja Voos eine interessante Theorie: https://www.medizin-im-text.de/2020/68139/verschwoerungstheorien-helfen-gegen-ohnmachtsgefuehle/#more-68139

„Quidquid agis, prudenter agas et respice finem“ – „Was auch immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende“, war schon zur Römerzeit ein guter Rat.

Es gibt Regime, die diese Krise für ihre außenpolitische Agenda instrumentalisieren, die das Corona-Virus als „Biowaffe“ bezeichnen, die in einem Labor gezüchtet und bewusst freigesetzt worden sei. Dabei sind die Schuldigen variabel: wahlweise von den USA, um die Chinesen zu schwächen, oder von den Chinesen, um die Wirtschaft der USA lahmzulegen oder ganz allgemein von den „Eliten“ die im Verborgenen ihre neue Weltordnung vorantreiben, zur „dringend notwendigen Dezimierung der Bevölkerung“ um Verteilungskämpfe um Ressourcen zu verhindern.

Die Theorie über eine bewusste Kreation des Virus im Reagensglas ist – schon aus labortechnischer Sicht – extrem unwahrscheinlich bis unmöglich.

Aber was passiert mit einer Bevölkerung, die von oben auf eine solche Lesart eingeschworen wird?

Was mit Menschen passiert, deren Grundvertrauen in vermeintliche Sicherheiten zerrüttet wird, das sehen wir – in harmloser Form – in deutschen Supermärkten. Es wird nicht mehr groß nach Rationalität gefragt. Es werden Mehl, Hefe und Klopapier gehamstert und das angstgesteuerte Handeln, die Mär von der Knappheit und der Versuch, ein bißchen vermeintliche Sicherheit herzustellen, wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung: es entsteht Knappheit und man fühlt sich bestätigt: „Gut, dass wir noch schnell zehn Päckchen Hefe eingekauft haben, siehst du, jetzt gibt’s keine mehr!“

Eine gefährliche Steigerung erfährt diese Strategie dort, wo Unsicherheit und Angst sich paaren mit einem Angebot an Feindbildern. Kriege, die in der Welt geführt werden, entstehen nicht einfach, weil zwei Herrscher sich gegenseitig den Krieg erklären. Sie werden über Jahre vorbereitet, indem in der Bevölkerung, die selten einen Krieg will, aber ebenso selten einen unbedingten Willen zum Frieden hat, Anti-Haltungen gegenüber bestimmten Ländern, Gruppierungen oder Systemen verankert werden, bis hin zum offenen Schüren von Hass.

Man kann niemanden von heute auf morgen beauftragen, eine Soldatenuniform anzuziehen und Juden zu ermorden, wenn man den gesellschaftlichen Nährboden für ein solches Verhalten nicht lange vorher sorgfältig bereitet hat. Damals wie heute schreckt man nicht vor Fake-News zurück. Die Spaltung der Menschen und Gruppen geht dem immer voraus.

Die Feindbilder der Corona-Krise wurden schnell präsentiert: die Chinesen. Die Amerikaner. Die Globalisierung. Die WHO. Die Elite, die eine neue Weltordnung will, natürlich zuvörderst vertreten von Bill Gates. (Was hat Bill Gates wirklich gesagt?)

Der Faktencheck und die Suche nach Primärquellen sind dann häufig schon zu mühsam. Man hat ja seine Erklärungen. Dass ein großer Teil davon aus Troll-Fabriken stammt, wo Menschen dafür bezahlt werden, den lieben langen Tag abwertende bis hasserfüllte Internet-Kommentare gegen den „gleichgeschalteten Mainstream“ und seine Vertreter zu verfassen und die öffentliche Meinung in anderen Ländern zu manipulieren, wird selten hinterfragt. „Cui bono?“ – Wer profitiert?

Wenn wir also Frieden wollen, gerade in einer schwierigen Zeit, dann ist der Auftrag Nr. 1: Lasst euch nicht spalten! Seht lieber den kleinsten gemeinsamen Nenner mit jedem einzelnen Menschen und die allgemeinsten gemeinsamen Ziele zwischen Gruppen von Menschen, als das, was euch trennt.

Ich bin glücklich über jeden, der selbst denkt. Der vernetzt denkt. Der prüft und seinen eigenen Verstand als oberste Instanz benutzt, auch jenseits der Mainstream-Medien, der Dinge „gegen den Strich bürstet“. Der seinen Finger in die Wunde legt und Schwachstellen in einer Argumentation aufdeckt. Der ein interessierter, belesener, intelligenter Gesprächspartner ist, der neue Aspekte in Diskussionen bringt.

Zutiefst suspekt sind mir jedoch Menschen, die vorgeben, im Besitz der einzig wahren Wahrheit zu sein und damit eine geistige Brandstiftung im Internet betreiben, die hierzulande wirklich niemandem dienlich sein kann.

Wie entlarvt man Fake News?

Auch ich kann nicht jeden Faktencheck selbst erbringen. Es gibt aber Seiten, die sich genau das zur Aufgabe gemacht haben, z.B. https://correctiv.org/ – interessanterweise findet man dort so einiges, was in der Vergangenheit durch die Medien ging und später als Fake News enttarnt wurde – leider mit weniger Medienecho, denn das wäre durchaus geeignet, zum Nachdenken anzuregen.

Sollte man dort gerade nicht fündig werden, achte man doch bei den entsprechenden Video-Clips auf einige Aspekte, die häufig sehr ähnlich sind:

1. Yes-Setting – sich der Zustimmung des Publikums versichern

Die Videos beginnen in der Regel mit irgendwelchen Gemeinplätzen, die in der Bevölkerung auf hohe Zustimmung stoßen, zum Beispiel, dass es gerade jetzt wichtig sei, sein Immunsystem zu stärken. Man holt die Menschen „da ab, wo sie stehen“ und nimmt sie dann mit auf immer tiefere und immer dunklere Abwege, die „der Mehrheitsgesellschaft verborgen“ bleiben. Damit erzeugt man das Gefühl, zur auserwählten Gruppe derer zu gehören, die „den Schwindel durchschauen“, „die Hintergründe verstehen“ und über exklusives Wissen verfügen.

2. Ambivalentes Verhältnis zu Angst/Panik

Die „Panikmache“ seitens der Politik wird aufs Schärfste angeprangert – und zugleich durch die eigene Panikmache vor einer wie auch immer gearteten Weltverschwörung ergänzt.

3. Hinterher ist man immer klüger

Die Verschwörungsprediger von heute wissen immer ganz genau, was „die Politik“ vor sechs Wochen falsch gemacht hat. Auch das ist eine beliebte Strategie, ein „Yes-Setting“ aufzubauen, also sofort zu Anfang die Zustimmung seines Publikums sicherzustellen. So billig es ist: diese Strategie ist trotzdem überraschend erfolgreich.

4. Appetithäppchen für die Phantasie

Sie reißen viele Themen nur an, führen sie nicht genauer aus, springen von einem Thema zum anderen, suggerieren Zusammenhänge und überlassen dabei die Ausgestaltung der Fantasie ihrer Hörer/Zuschauer, mitunter mit dem Hinweis, dass man dass jetzt „nicht weiter ausführen könne“, weil es „gefährlich sei, so etwas zu sagen“.

5. Sie bedauern, nicht genug wahrgenommen zu werden

Sie bekunden in ihren Videos regelmäßig ihr Bedauern, in der öffentlichen Debatte nicht in Erscheinung zu treten („da werden ja immer nur dieselben Experten mit der einzigen öffentlich akzeptierten Meinung gehört“). Das allerdings würde auch bedeuten, dass sie Verantwortung übernehmen müssten für das, was ihre Thesen und Theorien gesellschaftlich anrichten. Ich habe persönlich große Zweifel, ob ein solcher „Experte“ bereit wäre, seine kruden Theorien vor einem Millionenpublikum in der Tagesschau oder bei Markus Lanz zu wiederholen. Soweit reichen die „Verantwortung“ und der „Mut“ dann offensichtlich doch nicht.

6. Sie stellen sich als Opfer dar

das sich ständig in Gefahr befindet, „mundtot gemacht“ oder „kaltgestellt“ zu werden, weil es „gewagt hat, die Wahrheit auszusprechen“ und dafür „zensiert“ wurde von der „Politik, die die Wahrheit um jeden Preis unterdrücken wolle“.

6. Rasante, „gleichgeschaltete“ Reaktion der Zuschauer

In Sekundenschnelle sammeln sich unter den Postings eine Unzahl zustimmender Kommentare, in denen der Sender als „mutig“, „unerschrocken“ und „frei denkend“ gefeiert wird. Der Wortlaut ist oft so ähnlich, dass man fast den Eindruck gewinnen könnte, die Kommentare seien zum Video bereits mitgeliefert worden.

Wer sich traut, kann hier auf dem kleinen Video der preisgekrönten Journalisten Mai-Thi Nguyen Kim mal seine eigene Anfälligkeit für oder Resistenz gegen Fake News hinterfragen: https://www.youtube.com/watch?v=cjUDp3-4s14

Eine letzte Sache, die mich in der letzten Woche sehr beschäftigt hat

In einem Telefongespräch kamen genau diese Dinge zur Sprache und die Dame am anderen Ende der Leitung erklärte seufzend: „Ich will mich da nicht festlegen, was wahr ist und was falsch. Das ist alles sehr problematisch. Letztendlich muss sich jeder aus den tausenden von Informationsbruchstücken seine eigene Wahrheit zusammensetzen.“

Offen gesagt, das hat mich ehrlich entsetzt und war auch der Auslöser, dass ich nicht mehr länger private E-Mails austauschen, sondern doch zu dem Thema öffentlich schreiben wollte. Ich meine, das ist ein kapitales und gefährliches Missverständnis.

Es gibt EINE Wahrheit, und die ist nicht verhandelbar, nicht relativierbar.

Es gibt aber über sieben Milliarden Blickwinkel darauf und jeder sieht nur einen Teil davon. Das mögen ganz unterschiedliche Teile sein, je nach Standpunkt. Und wer seinen Blickwinkel erweitert, der sieht möglicherweise etwas mehr als andere, aber nie das ganze Bild.

Aber Lügen sind und bleiben Lügen, und wer die in die Welt setzt und weiterverbreitet, wer bewusst Informationsbruchstücke in falsche Zusammenhänge stellt, nur um zu skandalisieren, zu dramatisieren, Klicks zu sammeln und Menschen aufzuwühlen, der sollte auch die Verantwortung dafür übernehmen, was dadurch passiert – oder nicht passiert.

Denn es stellt sich in dieser Situation auch deutlich die Frage: In was für einer Welt wollen wir in Zukunft leben?

Aber das ist eine neue Geschichte.